Dr. Peter Lock
European Association for Research on Transformation e.V.

Perspektiven junger Männer "in the global village"

oder Gewalt und Krieg als Chance[1]

Künstlern und Sozialwissenschaftlern ist gemeinsam, dass sie sich bemühen, unsere Lebenswelt mit all ihren Abgründen und Widersprüchen zu begreifen. Die Kunst ist dabei den Sozialwissenschaften weit voraus, denn sie kann sich über eingeübte ideologische Barrieren der Wahrnehmung und Interpretation hinwegsetzen und non-verbal die Abgründe der gegenwärtigen Weltgesellschaft skizzieren.

Dennoch will ich als Sozialwissenschaftler versuchen, über Wandlungen von Gewalt und Krieg zu reden, die Teil unserer globalisierten Lebenswirklichkeit sind, auch wenn wir geübt sind, einfach wegzuschauen, obgleich wir eigentlich gefordert sind zu handeln.

"Unsere Amerikanischen Freunde", so der imperative Sprachgebrauch unserer PolitikerInnen, verstehen sich als auserwähltes Volk und missionarische Vorhut von weltweiter Demokratisierung. Dabei hat die amerikanische Demokratie im Verbund mit der "Koalition der Willigen" auf dramatische Weise versagt. Der Kongress war unfähig, die von einer Clique fanatischer Ideologen fabrizierten Falschinformationen zu durchleuchten und hat einem völkerrechtswidrigen Krieg seine Zustimmung gegeben. Nichts deutet darauf hin, dass sich ein solcher Vorgang nicht wiederholen kann und dass in einem Land, das dem Einsatz von Atomwaffen nicht abgeschworen hat und derzeit erwägt, neue, besser einsetzbare Atomwaffen zu entwickeln. Gleichzeitig droht die Bush-Regierung überall dort mit militärischen Schlägen, wo sich Politik ihren Interessen entgegenstellt. Mit einer solchen Position verliert man jede Legitimation, andere Staaten am Erwerb von Atomwaffen zu hindern. Diese Politik bewegt sich zielstrebig auf den apokalyptischen Abgrund eines Einsatzes von Nuklearwaffen zu.

GWOT (Global War On Terror) ist das amerikanische Kürzel für den globalen Krieg gegen den Terror. Darüber gerät das Aufwachsen einer globalen Strukturkrise völlig aus dem Blick, die neue Formen der Gewalt und eine Veränderung von Kriegen mit sich bringt. Das Handeln des gegenwärtigen Präsidenten der Weltmacht USA ist weitgehend demokratischer Kontrolle entzogen. Handlungen außerhalb bestehender Normen und internationalen Rechtes werden als Notstandsmaßnahmen legitimer Verteidigung ausgewiesen. Parallel werden hierzu sämtliche Institute amerikanischer Sozialstaatlichkeit in individuelle Marktanteile (Aktien) transformiert und die Einkommenspyramide zugunsten der Superreichen dramatisch verändert. Man ist an die Titanen in Dreisers Romanen über die Zeit des Räuberkapitalismus in den USA erinnert. Im Unterschied zu damals benötigen die Profiteure des heutigen Systems weltweite Anlageräume, was im Gegensatz zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Vorhaltung eines teuren, weltweit militärische überlegenheit garantierenden Militärapparates erklärt.

Der Irakkrieg und die zynisch zum politischen Machterhalt manipulativ missbrauchte Beschwörung der Gefahren durch Terrorismus lenken von der Wahrnehmung der weltgesellschaftlichen Strukturkrise ab, die sich darin manifestiert, dass unser gegenwärtiges System weltwirtschaftlicher Regulierung für große Teile der nachfolgenden Generationen dauerhaft Ausschluss von regulärer Erwerbsarbeit bedeutet. Einem immer dichter werdenden Nebel gleich überzieht ein intergenerationeller Bruch den gesamten Globus. Im reichen Europa spricht man lediglich von erschreckend ansteigender Jugendarbeitslosigkeit, der die Politik gefangen in neoliberaler Wachstumslogik hilflos gegenüber steht. In weiten Teilen der Dritten Welt ist die Hälfte der Bevölkerung jung und überwiegend ohne Chance. Auf die Auswirkungen dieses Bruches will ich mich im Rahmen dieser Einführung zur Ambivalenz von Krieg und Frieden konzentrieren.

In Algerien nennt man sie "Hittists", übersetzt heißt das, diejenigen, die an der Wand lehnen. Gemeint sind über 50 Prozent der jungen Männer, die keine Arbeit haben und auch in ihrer Lebensperspektive nur eine geringe Chance haben, in der regulären ökonomie einen Arbeitsplatz zu finden. In erschreckend vielen Ländern der Welt ist die Situation ähnlich oder noch schlimmer.

Globalisierung unter dem Diktat neoliberaler Regulierung produziert gesellschaftliche Strukturen, die weltweit gemeinsame Merkmale haben. Hierzu gehören die Auflösung traditionaler regionalwirtschaftlicher Wirtschaftskreisläufe und eine Verschärfung von sozialer Ungleichheit. Sie manifestiert sich zunehmend in sozialräumlicher Trennung der Lebenswelten in arm und reich. öffentliche Räume verschwinden. Private Sicherheitsdienste und hohe Mauern der Wohlstandsghettos vertiefen die soziale Segregation. Zugleich aber prägen allen Grenzen und sozialen Polarisierungen zum Trotz überall die gleichen Markenzeichen des kleinen und großen Wohlstands, wie Nike, McDonalds, Coca Cola oder Rolex oder Cayenne das Bild einer Moderne des Massenkonsums, das für die große Mehrheit der Weltgesellschaft eine allzeit präsente Fata Morgana bleibt.

In vielen Ländern trägt die gegenwärtige Entwicklung bereits Züge sozialer Apartheid, die zudem noch die generationelle Dimension, die Ausgeschlossenheit der Jugend hat, denn viele Entwicklungsländer haben eine "junge" Bevölkerung, die Hälfte ist nicht selten jünger als 20 oder 25 Jahre.

Unter solchen Umständen verschwindet Staatlichkeit als Rahmen der Lebensverhältnisse. Laut ILO leben und arbeiten etwa vier Milliarden Menschen weltweit in der informellen ökonomie. Sie sind daher nicht Teil des Sozialkontraktes, den wir Staat nennen und den wir mit der Bereitschaft, Steuern zu zahlen, befähigen, öffentliche Güter bereitzustellen und Recht an die Stelle von gewaltförmigen Konfliktaustrag zu setzen. Entsprechend verschwinden wichtige öffentliche Güter, wie die Garantie physischer Unversehrtheit aufgrund des staatlichen Gewaltmonopols. Alles wird zur Ware. Bildung, Gesundheit und Sicherheit gibt es nur noch als private Dienstleistungen. Der Staat trocknet finanziell aus. Staatlichkeit "verdunstet" und schlägt sich bildlich gesprochen als Markt nieder. Aus Staat wird Markt. öffentliche Güter werden zu Waren, die sich nur eine Minderheit leisten kann. In weiten Teilen der Dritten Welt, lange bevor sich Staatlichkeit nach europäischen Vorbild umfassend ausprägen konnte, verschwindet der Staat als Gerüst gesellschaftlicher Ordnung bereits wieder.

Davon besonders betroffen sind die jungen Menschen, die aus der relativen Sicherheit traditionaler Ordnungen der weltweit in Auflösung befindlichen ländlichen Lebenswelten in die unregierbaren Megastädte getrieben werden. In den Slums dieser Megastädte, in denen 10 bis 20 Millionen Menschen oder mehr ihr überleben zu organisieren trachten, leben heute bereits eine Milliarde Menschen, in einer Generation werden es bereits zwei Milliarden sein. Diese urbanen Konglomerate sind auf dem Wege, die Dritte Welt zu prägen.

Auf überlebensstrategien in der sozialen Apartheid verwiesen erfahren die nachfolgenden Generationen, dass es keine politische Plattform für ihre Interessen gibt. Dies gilt auch dort, wo die Spielregeln demokratischer Wahlen einigermaßen eingehalten werden. Wirtschaftlich und politisch bleiben sie außen vor. Gleichwohl sind sie vertraut mit den global verbreiteten Seifenopern und den überall den Blick auf die Slums verstellenden Reklametafeln des global einheitlichen Luxuskonsums entlang der Straßen vom Flughafen bis in die besseren Wohnquartiere oder Ferienghettos für die zahlungskräftigen Reichen dieser Welt. Sie wissen sehr wohl, was in der Welt der Reichen und des Massenkonsums gerade "hip" ist. Sie leben virtuell "in the global village", materiell bleibt ihnen jedoch der Zutritt verwehrt.

Sie mögen davon träumen, sich in eine Schachtel Zigaretten zu verwandeln, dann könnten sie legal verzollt oder illegal in nahezu jedes Land auf der Welt reisen. Ihnen jedoch ist in der globalisierten Welt ein Land zugewiesen, das sie nur mit Glück und krimineller Energie verlassen können. Die Doha-Runde der Welthandelsorganisation zielt darauf, endgültig allen Waren und Dienstleistungen weltweite "Reisefreiheit" zu gewähren. Die "Erklärung des Krieges gegen den Terror" bietet hingegen den reichen Staaten einen zusätzlichen Vorwand noch umfassender die Reisefreiheit von Menschen aus ärmeren Staaten zu beschränken. Was die Menschen in den armen Ländern und Slums dieser Welt wahrnehmen, ist umfassende Globalisierung um sie herum und eine tägliche mediale Begegnung mit der Welt des westlichen Massenkonsums. Sie bleibt für sie jedoch eine "Peepshow". In der Realität sind sie vergessen und dazu verdammt, ihr Leben im abgeschotteten politischen Dampfkessel ihres Landes zu organisieren, der ihnen wenig Chancen zu regulärer Erwerbsarbeit bietet.

Vielleicht träumen sie auch, sie wären ein Baum im Regenwald, dann wäre ihnen wenigstens die Aufmerksamkeit des ökologisch engagierten Bürgertums in Europa sicher, ohne dass sich freilich damit ihre Situation automatisch verbesserte.

Solche Dampfkessel verzweifelter Isolation gibt es keineswegs nur "dort unten" fern in der Dritten Welt. Europas politisches Versagen hat Teile des Balkan zu sich gegenseitig aufheizenden Dampfkesseln werden lassen. Dies gilt für Serbien-Montenegro, Bosnien-Herzegovina, Mazedonien und Kosovo. Als politische Parole gibt Europa diesem Zerfallsprodukt des ehemaligen Jugoslawiens bestehend aus zwei fragilen Staaten und zwei internationalen Protektoraten - de facto unter Quarantäne gestellt - vor, sich für Europa fit zu machen. Das ist perspektivlose Heuchelei des sich abschottenden Europas. Weder wirtschaftlich noch politisch-psychologisch hat dieser Teil Europas in seiner gegenwärtigen Ausgeschlossenheit eine Chance, den Anschluss an Europa zu finden. Eine neuerliche Entladung in kriegerische Gewalt ist ebenso möglich wie ein dauerhafter übergang in äußerlich stabile Mafia-Staatlichkeit, die von der geo-strategischen Nähe zum europäischen Wirtschaftsraum profitiert und sich auf die große Diaspora in allen OECD-Ländern stützen kann, die dem korrupten Titoregime geschuldet ist, das seine Arbeitskräfte nach Westeuropa "anschaffen" geschickt hatte.

Wie sollen sich heute die jungen Menschen z.B. in Serbien Europa annähern, wenn sie einzig nach Indien frei reisen dürfen? Eine Reise nach Wien oder Berlin hingegen erfordert kriminelle Energie in irgendeiner Form. Was soll dieser Teil Europas in Konkurrenz zu dem kapitalistischen Zwangsstaat China für den Weltmarkt produzieren, um sich wirtschaftlich Europa anzunähern? Die gegenwärtige Politik Europas auf dem Balkan ist teuer und perspektivlos, das ist die Wahrheit, die niemand hören will.

Weltweit wissen die jungen Menschen um ihre Perspektivlosigkeit und sind daher anfällig für gewalttätige Ideologien und die Verlockungen krimineller Karrieren. Das Spektrum der Rollen reicht von Kindersoldaten bis zur Kinderprostitution. Dazwischen findet sich ein breites Spektrum krimineller Dienstleistungen, für die Kinder instrumentiert werden. Es handelt sich dabei sowohl um eine Angebots- als auch um eine Nachfrageökonomie.

Die Texte lokalen HipHop und Rap spiegeln das Bewusstsein ihrer Lage wider. Sie sind hochpolitische, aber systematisch überhörte Botschaften. Die Jugendlichen verleihen in diesen Texten ihren Befindlichkeiten Ausdruck. Sie wissen, dass es politische Bewegungen für eine gerechtere Welt gegeben hat. So erinnern Liedtexte aus dem Senegal an Frantz Fanon und seine Vision einer anderen Welt. Aber sie sind zugleich realistisch genug, um das als Vergangenheit wahrzunehmen. Sie wissen, dass Teilhabe an der Welt des Massenkonsums für sie selbst nur über Gewalt und kriminelle Aneignung von Reichtum zu erreichen ist. Sie wissen, dass Gewalt auf Gewalt trifft und formulieren es in ihren Texten. Sie akzeptieren aber das Risiko als ihre einzige Chance, so schnell sie auch nach kurzer Zeit im Kugelhagel eines Konkurrenten untergehen mag.

Regulierung der Weltwirtschaft wird diesen bestehenden sozialen Ausschluss, eine Art intergenerationelle Apartheid, weiter verschärfen. Selbst weltweit hohe wirtschaftliche Wachstumsraten werden bei Fortschreibung des gegenwärtigen Wirtschaftens eher zum ökologischen Kollaps führen als zur Integration großer Teile junger Menschen in reguläre Erwerbsarbeit. Wachstum allein wird einer Milliarde junger Menschen nicht die notwendigen Chancen zur Beteiligung an der gesellschaftlichen Reproduktion durch reguläre Erwerbsarbeit bieten. Ohnmächtig hingenommener Massenarbeitslosigkeit stehen unerfüllter Bedarf und soziale Nöte großen Ausmaßes gegenüber.

Es fehlt an (monetärer) Nachfrage, der neoliberaler Regulation zufolge einzig zulässige Treibriemen gesellschaftlicher Teilhabe. Am liebsten würde unsere politische Klasse nach Lourdes fahren, um für ein Anspringen der Binnenkonjunktur zu beten. Als ob die weltgesellschaftliche Regulationskrise damit zu lösen wäre, dass wir alle unsere Sparbücher plündern und Dinge kaufen, die wir nicht wirklich benötigen. Es ist fatal, dass unser gegenwärtiger politischer Diskurs in der Ideologie neoliberaler wirtschaftlicher Regulation gefangen und nicht in der Lage ist, an der Vision einer Gesellschaft zu arbeiten, die allen eine faire Chance produktiver Beteiligung bietet und die überwindung großer gesellschaftlicher Nöte, wie z.B. die Versorgung alter Menschen leistet.

Eine Unterscheidung der gesamten Weltwirtschaft in drei Sektoren, den regulären, den informellen und den kriminellen Sektor, öffnet den Blick auf die Dynamik neuer Gewaltformen und die wahrscheinliche Veränderung von Kriegen. Vier Milliarden Menschen müssen ihr Leben außerhalb der regulären ökonomie, in der der Staat eine Rechtsordnung vorhält und das Monopol legitimer Gewalt inne hat, organisieren. Es sind Lebenswelten, in denen Gewalt bzw. deren glaubhafte Androhung und nicht das Recht als Ordnungsmittel vorherrschen und kriminelle Akteure die überwiegend in Armut lebenden Menschen auf vielfältige erpressen und berauben. Es bietet sich an, diese Lebenswelten in einen informellen Sektor und einen kriminellen Sektor aufzuteilen, um deutlich zu machen, dass zwischen Ausgeschlossenheit und kriminellem Handeln ein Unterschied besteht. Angesichts der dynamischen Expansion internationaler krimineller Netzwerke, die sich nicht auf die riesige Drogenbranche beschränken, ist es angemessen von Schattenglobalisierung als komplementärem Prozess zur gegenwärtigen neoliberalen Globalisierung zu sprechen. Informelle Arbeitsmigration, illegal aus Sicht wohlhabender Länder, bildet eine wichtige Ressource für globale kriminelle Vernetzung.

Im Zusammenspiel von Globalisierung, Schattenglobalisierung und dramatischen Urbanisierungsprozessen, vor allem in der Dritten Welt, ist menschliches überleben bei Störungen der Infrastruktur verletzlicher geworden. Kriege um Territorium und politische Herrschaft werden zu humanitären Katastrophen bislang unbekannten Ausmaßes führen, weil ein überleben in den Megaagglomerationen im Falle von Störungen bereits nach wenigen Tagen nicht mehr möglich ist. Die ärmsten in den riesigen Slums leben meist "just in time", eine Unterbrechung ihres täglichen Kampfes um Broterwerb bedingt nach 48 Stunden bereits die absolute Katastrophe. Krieg, in welcher Form auch immer, wird als rationales Kalkül unter solchen Bedingungen unwahrscheinlicher.

Das führt jedoch nicht zur Minderung gesellschaftlicher Gewalt. In den Lebenswelten jenseits des staatlichen Monopols legitimer Gewalt entfalten sich die unterschiedlichsten Gewaltordnungen, in denen die arbeits- und perspektivlosen jungen Männer Rollen suchen und finden. Gewalt gewinnt instrumentellen Charakter zur individuellen Positionierung innerhalb der Gesellschaft. Soziale Normen, die Gewalt ächten, verlieren ihre Wirkkraft. Eine schwer zu trennende Mischung von instrumenteller (z.B. zur Durchsetzung ungleichen Tausches) und situativer (z.B. unter Alkoholeinfluss) Gewalt führt zu steigenden jährlichen Tötungsraten in solchen Räumen, die deutlich über dem Niveau gegenwärtiger bewaffneter Konflikte liegen. Die Polizeistatistiken der metropolitanen Zonen Rio de Janeiro und São Paulo belegen dies. Sie sind jedoch, so meine These, nur Vorboten einer Entwicklung, die der gegenwärtigen Form der Globalisierung innewohnt. Ausschluss bereitet den Boden für Gewalt und Kriminalität. In den USA sind noch die Ressourcen vorhanden, die Ausgeschlossenen in Gefängnisse zu bringen, wenn sie gewalttätig oder sonst straffällig geworden sind. So sitzt jeder achte afro-amerikanerikanische Mann im Alter von 21 bis 25 Jahren im Gefängnis. In armen Ländern ist Staatlichkeit und damit Strafverfolgung auf territoriale Exklaven beschränkt, während die arme Bevölkerungsmehrheit nicht-staatlichen Gewaltordnungen unterworfen ist.

Ausgeschlossen von regulärer Erwerbsarbeit werden Krieg und Gewalt zur scheinbar altenativlosen Chance, sich Zutritt zur Gesellschaft zu verschaffen. In den Texten von HipHop und Rap, also von der nachfolgenden Generation, wird dies artikuliert und zwar nicht in Imitation der kommerziellen amerikanischen Musikindustrie, sondern als Ausdruck der jeweiligen Situation in den verschiedensten Ländern. Noch wird diese Warnung weitgehend überhört, wir sollten aber hinhören und fragen, wie die Rahmenbedingungen geändert werden können, die dies hervorbringen. Denn, so jedenfalls meine These, es handelt sich um eine Konsequenz der gegenwärtigen Globalisierung, die mit zeitlicher Verzögerung und zunächst abgeschwächter Form auch uns in Deutschland erreichen wird.

Die Ambivalenz von Krieg und Frieden sehe ich im Verschwinden des traditionellen Krieges und der Evolution eines kriminellen und gewalttätigen Friedens. Damit werden sich Kunst und Sozialwissenschaften jeweils mit ihren Mitteln auseinandersetzen müssen.

Fußnoten

[1]Text eines Vortrages zur Eröffnung der Ausstellung des Kunstvereins Wolfsburg "Non-Stop - Ein Projekt zur Ambivalenz von Krieg und Frieden" am 26. Mai 2005