Dr. Peter Lock
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last updated:03.01.2011
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Projekt Streuobstwiese im Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental

Anlage und Betreuung durch Heide und Peter Lock

Kurzfassung

 

Aus einer überdüngten ehemaligen Ponyweide mit bereits zwei Meter hohem Erlenaufwuchs im Nassbereich ist durch Anlage eines Teiches und durch kontinuierliche Pflegearbeiten seit nunmehr zwölf Jahren eine wunderschöne, variable Wiesenflur entstanden. Botanik und Fauna profitieren außerordentlich von der räumlichen Integration in das Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental.

Angeregt durch die damaligen Diskussionen über die Bedeutung von Streuobstwiesen als erhaltenswertes Biotop haben Heide und Peter Lock im Herbst 1993 damit begonnen, ein geeignetes Gelände für die Anlage einer Streuobstwiese zu suchen. Bereits im Herbst und Winter 1994 konnten wir auf der Grundlage eines Pflegevertrages mit der Umweltbehörde auf einem sehr geeigneten Gelände von knapp 2 ha die ersten 50 Bäume pflanzen. Gleichzeitig ließen wir zur amphibischen Aufwertung des Geländes (Heide Lock war bis zu deren Auflösung fast 20 Jahre Mitglied der Amphibiengruppe) einen geeigneten Teich ausschieben.

Seither mähen wir die gesamte Fläche jährlich von Juli bis September in kleinen Schritten mit der Sense. In den Folgejahren haben wir Ergänzungspflanzungen vorgenommen (Im Januar 2006 wurden sechs 2004 gepflanzte hochstämmige Apfelbäume gestohlen!), die Randbepflanzung gepflegt und teilweise durch Pflanzen geeigneter Büsche erst geschaffen. Die Obstbäume, zahlreiche Büsche und einige auf der Wiese zum ersten Mal auftauchende Pflanzen mussten vor Fraß durch Rehe durch befristetes Einzäunen geschützt werden. Im Falle der Kuckuckslichtnelke hat dies zu einem inzwischen großflächigen, rehresistenten Bestand oberhalb des Teiches geführt. Die jüngste botanische Überraschung waren im Frühjahr 2006 zwei Knabenkräuter am Rande des Teiches.

Die hochstämmigen Obstbäume (Sortenliste: Anhang II) werden jährlich sorgfältig geschnitten. Ziel ist es den Wuchs hoher ausladender Bäume zu fördern. Bei inzwischen beginnenden Ernten wird ausdrücklich ein Winterbehang bei geeigneten Sorten als Vogelnahrung (Seidenschwänze!?) belassen. Auf der Fläche haben wir Steinhaufen, zahlreiche Holz- und Reisighaufen mit für Solitärbienen angebohrten Hartholzstücken angelegt, die regelmäßig erneuert werden. In den letzten Jahren haben wir begonnen, kleine Störstellen zu schaffen. Sie haben sich für Insekten und botanisch als sehr förderlich erwiesen. Außerdem haben wir 25 Nistkästen, zwei verschiedene Hummelkästen und einen Hornissenkasten aufgehängt und säubern sie jährlich.

Fauna und Botanik des neu angelegten Teiches haben sich schnell und sehr dynamisch entwickelt. Um die Qualität des Teiches zu erhalten und die Verlandung zu vermeiden, entnehmen wir in mehrjährigen Abständen Biomasse und haben im trockenen Sommer 2003 mehrere Kubikmeter Schlick entfernt. Grasfrösche, Kröten, Molche, Grünfrösche, Moorfrösche und Knoblauchkröte (Oktober 2005 als Kaulquappen und 2006 im Mai beim Laichen beobachtet) haben in dieser zeitlichen Abfolge den Teich in Besitz genommen. Graureiher und seit fünf Jahren eine immer häufiger zu beobachtende wachsende Population an Ringelnattern sind die Reaktion auf dieses Nahrungsangebot.

Die bedingt durch das Gefälle (Endmoräne) sehr unterschiedlichen Bodenqualitäten und Feuchtigkeit mittlerweile sehr variable Beschaffenheit der Wiese mit Teich und der Randbepflanzung hat ebenfalls zu einer großen Artenvielfalt bei Libellen, verschiedene Prachlibellen, Spinnen (darunter Wespenspinnen), Heuschrecken (besonders bemerkenswert die seltene Sumpfschrecke), Käfern (Lederlaufkäfer), Wanzen (Streifenwanze), Ameisen, Hummeln, Solitärbienen, Schmetterlingen (siehe hierzu: Anlage I) geführt. Hornissen in Nistkästen siedelnd und große Wespenbauten, die nach dem Mähen wiederholt schon vom Wespenbussard ausgegraben wurden, gehören ebenfalls zu den auffälligen Insekten.

Bussard und Kolkrabe regelmäßig und unregelmäßig ein Habicht brüten unmittelbar angrenzend an die Streuobstwiese. Außer Meisen, Drosseln, Rotkehlchen, Buchfink, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Star, drei Arten Grasmücken, Kleiber, Grünspecht und Buntspecht haben wir auch Wendehals, Gebirgsstelze, Wespenbussard, Mittel- und Kleinspecht beobachtet. Feldhase (erstmals 2003), Zwergmaus im hohen, eher nassen Gras und zu dichter Besatz mit Rehen, die ihre Kitzen im Frühjahr auf der Wiese ablegen, gehören zu den Besuchern bzw. Bewohnern. An schönen Abenden überqueren jede Menge Fledermäuse die Wiese.

Eine Streuobstwiese ist ein Biotop, das erst durch Erhaltungspflege über mehrere Generationen seine gesamte Potenz entfaltet. Daher bemühen wir uns um Nachhaltigkeit (ausführlich hierzu: Anhang III). Der Versuch, das Projekt langfristig in eine bestehende Gruppe des NABU zu integrieren und dadurch nachhaltig zu gestalten, ist leider gescheitert. Wir sind weiter auf der Suche nach einer Organisationsform, die eine dauerhafte Pflege des Projektes sichert, wenn wir dazu nicht mehr in der Lage sein werden. Durch Mitgliedschaft im Pomologenverein und der Streuobstinitiative im NABU beobachten wir alle Ansätze, dieses generelle Problem von Streuobstwiesen zu lösen und denken, dass sich dort Modelle finden, die eine Weitergabe dieses Projektes ermöglichen. In solchen Projekten spielt die Verwertung des Obstes zur wenigstens teilweisen Deckung der Pflegekosten immer eine Rolle. Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis diese Streuobstwiese ein derartiges Ertragsstadium erreicht haben wird.

Ausführlicher Bericht

Vorgeschichte

Im Winter 1993 haben wir uns mit Briefen an Hamburger Umweltverbände und die Umweltbehörde mit der Bitte gewandt, uns bei der Suche nach einem geeigneten stadtnahen Gelände zur Anlage einer Streuobstwiese behilflich zu sein. Seit Ende der achtziger Jahre hatten NABU und der wieder gegründete Pomologenverein öffentliche Aufmerksamkeit auf Streuobstwiesen als erhaltenswertes Biotop historisch gewachsener Kulturlandschaften gelenkt.

Unser Wunsch, auf diese Weise praktisch etwas zu Erhaltung von wertvollen Biotopen beizutragen, war auch biografisch begründet. Inzwischen längst mit EG-Subventionen gerodete Streuobstwiesen im Odenwald mit ihrer Sortenvielfalt gehören zu den prägenden Erinnerungen aus der Jugendzeit.

Die Umweltbehörde zeigte sich unserem Anliegen gegenüber aufgeschlossen und hatte uns zunächst ein Gelände an der Grenze zu Hoisbüttel angeboten. Da dieses Gelände jedoch etwa zeitgleich als zukünftige Erweiterung des Gewerbegebietes ausgewiesen worden war, kam es schließlich im Herbst 1994 zum Abschluss eines Pflegevertrages zur Anlage einer Streuobstwiese auf einem Gelände von knapp zwei Hektar am Rande des Naturschutzgebietes Rodenbeker Quellental, das ansonsten der Gesellschaft für ökologische Planung (GOEP) zur Betreuung zugewiesen war.

Beschreibung des Geländes

Die Streuobstwiese grenzt an Iloh und Rodenbekkamp. Die beiden anderen Seiten werden von sehr kleinen beschatteten Fließgewässern gebildet. Etwa in der Mitte durchzieht ein nur bei Starkregen wasserführender Graben die Wiese. Es handelt sich um eine Endmoränenlandschaft. Sie weist ein deutliches Gefälle vom Iloh ausgehend zur Rodenbek auf. Der Boden ist kleinräumig sehr unterschiedlich, Lehm, Mergel mit Geröll, Sand und sumpfiges Gelände. Entlang des Rodenbekkamp wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Sand abgebaut. Die Abbauflächen wurden bis Ende der fünfziger Jahre als Hausmülldeponie von Bergstedt genutzt, die anschließend lediglich mit einer Erdschicht abgedeckt wurde.

Alte Flurkarten weisen dieses Gelände bereits im 18. Jahrhundert als landwirtschaftliche Nutzfläche aus. Es ist bis zur 2. Hälfte der achtziger Jahre über viele Jahre als Ponyweide verpachtet gewesen. Die Fläche war entsprechend überdüngt und in einem Teil umgebrochen und neu mit ertragreichem Gras eingesäht worden. Bei der Übernahme im Jahre 1994 wies das Gelände im unteren Feuchtbereich fortgeschrittenen Erlenaufwuchs auf. Im oberen Teil dominierten starkwüchsiges einheitliches Gras, Ackerkratzdisteln und Brennnesseln. Entlang Iloh und Rodenbekkamp stehen vier sehr alte Eichen, dazwischen standen Eschen, Hainbuchen, Birken, deren Zwischenräume an einigen Stellen mit baumhohem Weißdorn und Schwarzdorn z.T. ungepflegt knickartig gefüllt waren. Nach Westen und Süden begrenzen hohe Erlen und Buchen, Hainbuchen und Hasel auf sumpfigem Boden das Gelände. Am Südrand hat der Jagdpächter einen Hochsitz errichtet.

Aufnahme der Pflege des Geländes

Einen Teil der Fläche haben wir ab August 1994 ein erstes Mal gemäht und den Erlenaufwuchs beseitigt. Im Herbst 1994 haben wir in Absprache mit der Umweltbehörde mit dem Ziel der amphibischen Aufwertung des Geländes einen Teich (35 m x 5-10 m) am tiefsten Ende des Geländes ausschieben lassen. Er speist sich aus Schichtwasser und ist auch in den regenarmen Sommern in der letzten Jahre, besonders 2003, nicht ausgetrocknet. Er weist sehr tiefe Stellen und flache Ufer auf und ist sonnenbeschienen. Dies unterscheidet ihn von den meisten Teichen im Rodenbeker Quellental. Der Aushub wurde auf der westlichen Hälfte der Fläche gleichmäßig verteilt.

Im Winter 1994/95 haben wir bereits etwa fünfzig hochstämmige Obstbäume, darunter auch zwei Vogelkirschen gepflanzt. Bei der Zusammenstellung des Sortiments haben wir uns von der Fa. Cordes in Wedel mit der Zielvorgabe regional angepasster alter Sorten[1] beraten lassen. Herr Betram vom Botanischen Verein hat freundlicherweise im Frühjahr 1995 eine Begehung des Geländes durchgeführt und erläutert, was botanisch an diesem Standort langfristig zu erwarten sei, wenn durch regelmäßige Mahd Blütenpflanzen bessere Chancen haben, sich zu entwickeln. Im Frühjahr 1995 haben wir außerdem am Rand des Geländes damit begonnen, standorttypische Sträucher zu pflanzen, um langfristig die vorhandene Umzäunung mit Stacheldraht durch Gebüschzonen zu verdecken und überflüssig zu machen.

Erste Lernprozesse

Das Verteilen des Teichaushubs auf der westlichen Hälfte hat zu einer flächendeckenden Verbreitung von stumpfblättrigen Ampfer geführt, der sich als weitgehend resistent auch gegen mehrmaliges Mähen erwies. Im Verlauf von fünf Jahren ist es dann gelungen durch Ausreißen bei durchfeuchtetem Boden den Ampfer auf einen standorttypischen Bestand zu reduzieren. Zahlreiche vereinzelt vorkommende Blütenpflanzen und neu gepflanzte Büsche wurden von Rehen umgehend abgefressen. Erst als wir bestimmte Blütenpflanzen und Büsche mit Drahthauben zu schützen begannen, hat dies zu hinreichenden Bestandsvermehrungen geführt, die dem Fraß der Rehe in ihrer Menge gewachsen waren und dann keiner schützenden Eingriffe mehr bedurften. Frisch gepflanzte Büsche entlang des Rodenbekkamp mussten ausnahmslos ebenfalls mindestens drei Jahre eingezäunt bleiben, bevor sie dem Wildverbiss gewachsen waren. Aufgrund der verschiedenen Baumarten in unmittelbarer Nachbarschaft der Wiese ist der Aufwuchs von jungen Bäumen ein Dauerproblem, das regelmäßige Eingriffe erfordert. Gleiches gilt für die Verhinderung der übermäßigen Ausbreitung des Schwarzdorn vom Rand in die Fläche. Ebenso mussten das drüsige Springkraut und der japanische Knöterich wiederholt an der Ausbreitung gehindert werden.

Chronologie

1994 Übernahme des Geländes, Anlage des Teiches, Pflanzung von 50 Hochstämmen, mit jeweils zwei Pfählen und einem Drahtmantel gegen Wildverbiss.

1995 Mahd[2] (bis einschließlich 2006 ausschließlich ohne Maschineneinsatz mit der Sense), Wässern der gepflanzten Bäume, Pflege von Baumscheiben[3], Baumschnitt.

1996 Mahd, Bewuchs im Teich, Grasfroschlaich, Anlage von Steinhaufen und Holzhaufen, Bau eines verdeckten Tores als mögliche Einfahrt auf das Gelände am Westende des Iloh, Baumschnitt, Pflege von Baumscheiben, Anbringen von Nistkästen.

1997 Mahd, Verlust von zwei Sauerkirschbäumen (Monilla), Nachpflanzung mit zwei Apfelbäumen, erstmals sämtliche Birnbäume stark mit Gitterrost befallen, fast 300 Laichballen des Grasfroschs, Pflanzen von weiteren einheimischen Büschen im Randbereich, Rückschnitt alter Büsche am Rand, Baumschnitt, Pflege von Baumscheiben, Nistkastenpflege, bei kurzzeitig hohem Schnee im November fressen die Rehe noch hängende Blätter von Apfelbäumen und brechen in zwei Fällen die Krone heraus.

1998 Mahd, Abdecken weniger Kuckuckslichtnelken, Rückschnitt von Schlehe und Haselnuss entlang des Iloh, Beseitigung von Weidezäunen (auch Stacheldraht), Baumschnitt, Entnahme von Schlick im Teich, Nistkastenpflege.

1999 Mahd, erste wenige Früchte, große Buche im Süden auf die Wiese gestürzt, als Totholz belassen, Reste sind 2006 noch sichtbar, erstmalig besiedeln auch Grünfrösche den Teich, Baumschnitt, Herstellung von Eichenholzscheiben mit Löchern für Wildbienen, Anlage weiterer Holzhaufen, Nistkastenpflege, Diebstahl von zwei Nistkästen.

2000 Mahd, als Folge eines Autounfalls Verlust von Randbepflanzung und eines Obstbaumes, Austausch von ölverseuchtem Boden durch das Gartenbauamt an der Ecke Iloh / Rodenbekredder, Ersatzpflanzungen (Obstbäume und Randbepflanzung), Verlust eines Zwetschenbaumes durch Windbruch, Baumpflege, Schnitt der Randbepflanzung, Entnahme von Schlick im Teich, Nistkastenpflege.

2001 Mahd, Baumschnitt, Knickpflege, Setzen neuer Zaunpfähle, Aushub zur Erhaltung des Mittelgrabens, Nistkastenpflege.

2002 Mahd, Beauftragung der Firma Biotop mit der Entfernung von Totholz aus den Eichen entlang des Iloh im Rahmen der Wegesicherungspflicht, zu der uns der Vertrag mit der Umweltbehörde verpflichtet, große Buche im Westen auf die Wiese gestürzt, teilweise als Totholz belassen, Schaffung kleiner Störstellen u.a. vermittels zweier etwa ein Quadratmeter großer Teichfolienstücke, die im Frühjahr und Herbst die Beobachtung (und Zählung) von Ringelnattern erlauben, die darunter Wärme suchen, Nistkastenpflege.

2003 Mahd, Ergänzungspflanzung von Apfelbäumen als Ersatz für Birnbäume, die wegen des Gitterrostes sich absolut nicht entwickelten, Entnahme von großen Mengen Schlick aus dem Teich, Baumschnitt, Pflege von Baumscheiben der später gepflanzten Bäume, Nistkastenpflege.

2004 Mahd, Baumschnitt, Pflege von Baumscheiben, Rückschnitt von Teilen der Randbepflanzung, Anlage weiterer Holzhaufen, Nistkastenpflege, erstmals erfolgreiche Verwertung von Äpfeln mit alter Handpresse zur Mostherstellung.

2005 Mahd, Baumschnitt, Pflege von Baumscheiben, Rückschnitt von Teilen der Randbepflanzung, Nistkastenpflege, Mostherstellung, erfolgreicher Test mit Druckfass (Seidel) zur Herstellung auf Aufbewahrung von Apfelsaft ohne Sterilisierung durch Erhitzen.

2006 Im Januar Diebstahl der 2003 gepflanzten Apfelbäume (6) sowie von Arbeitsgerät und Nistkästen, Nachpflanzung der geklauten Bäume, Mahd, Pflege von Baumscheiben, Rückschnitt von Teilen der Randbepflanzung, Entnahme von Bäumen aus dem Randbereich durch die Firma Peter Than mit Mitteln der Umweltbehörde, Setzen von 20 Eichenspaltpfählen zur besseren Abgrenzung der Fläche auf Anraten des zuständigen Referenten beim Umweltreferat in Wandsbek.

Entwicklung und gegenwärtiger Zustand in Bildern

Leider ist die Entwicklung des Geländes von 1994 an fotografisch nur kursorisch dokumentiert. Eine kleine Auswahl der vorhandenen Aufnahmen in der rechten Spalte soll dennoch einen Eindruck vermitteln.

Anhang I - Folgende Schmetterlinge wurden im Sommer 2006 beobachtet

  • Zitronenfalter
  • Kohlweißling
  • Rapsweißling
  • Aurorafalter
  • Kleiner Feuerfalter
  • Faulbaumbläuling
  • Hauhechelbläuling
  • Tagpfauenauge
  • Distelfalter
  • Admiral
  • Kleiner Fuchs
  • Landkärtchen
  • Kleines Wiesenvögelchen
  • Schornsteinfeger (Brauner Waldvogel) massenweise!
  • Großes Ochsenauge
  • Rostfarbener Dickkopffalter (venatus)
  • Schwarzkolbiger Braundickkopffalter (lineola)
  • Waldbrettspiel

Anhang II - Sortenliste der hochstämmigen Obstbäume

Für die Apfelbäume gibt es bereits Sortenschilder, die von Lohmannschen Stiftung in Sachsen angefertigt wurden. Sortenschilder für die übrigen Obstbäume sind für das 2007 vorgesehen. Neben den Apfelbäumen, deren Sortenschilder auf den folgenden Seiten abgebildet sind, sind folgende Obstsorten im Bestand:

  • Süßkirsche Hedelfinger Riesen
  • Süßkirsche Schneiders Späte
  • Sauerkirsche Koröser Weichselkirsche
  • Mirabelle von Nancy
  • Vogelkirsche
  • Reneklode Oullins
  • Zwetsche Borsumer Frühe
  • Hauszwetsche
  • Birne Lübecker Sommerbergamotte
  • Speierling
  • In den Randbereichen wurden eingebracht:
  • Weißdorn
  • Schlehe
  • Pfaffenhut
  • Eberesche
  • Faulbaum
  • Hollunder
  • Salweide
  • Traubenkirsche
  • Rote Heckenkirsche
  • Gemeiner Schneeball
  • Wildrosen
  • Wildapfel
  • Wildbirne
  • Wildpflaume
  • (2 Weiden als Kopfweiden am Mittelgraben)

Anhang III - Bedeutung von Streuobstwiesen im siedlungsnahen Naturschutz

Allgemeine Überlegungen:Naturschutz, der sich die Erhaltung der in der historischen Kulturlandschaft des mitteleuropäischen Raumes entstandenen Artenvielfalt und die häufig kleinräumliche Vielfalt von Biotopen zum Ziel setzt, kann sich nicht darauf beschränken, Gebiete unter Naturschutz zu stellen. Biotope in unserer Kulturlandschaft sind das Produkt zumeist vorindustrieller Bewirtschaftung (Ackerbau, Weidewirtschaft, Waldwirtschaft (Energie, Baustoffe). Will man derartige Biotope mit ihrer angepassten Fauna und Flora und damit Artenvielfalt erhalten oder, was angesichts der intensiven, auf Massenproduktion ausgerichteten modernen Landwirtschaft notwendig wäre, Biotope der vormodernen Bodennutzung näherungsweise rekonstruieren, dann ist es eine vordringliche Aufgabe für den Naturschutz, neue nachhaltige Bearbeitungs- bzw. Pflegeformen jenseits kommerziell landwirtschaftlicher Nutzung zu entwickeln.

Im Naturschutz werden derartige Strategien nur dann wirklich nachhaltig sein, wenn sie nicht dauerhaft auf unsichere staatliche Subventionen angewiesen, sondern unmittelbar in die Gesellschaft eingebunden sind. Daher müssen neue Formen nachhaltiger Rekonstruktion und Erhaltung von Biotopen gefunden werden, die sich im Einklang mit integrierter bäuerlicher Landwirtschaft herausgebildet hatten. Sie müssen von freiwilligem gesellschaftlichem Engagement getragen werden, das jenseits von Markt und ausschließlich wirtschaftlichem Kalkül agiert und sich emotional aus der Einsicht speist, dass wir eine moralische Pflicht gegenüber nachfolgenden Generationen haben, auf Nachhaltigkeit in unserem Umgang mit natürlichen Ressourcen und unserer Umwelt zu achten. Denn Naturschutz, der Natur ausschließlich museal zu konservieren und präsentieren trachtet und den Menschen vor allem als Störenfried behandelt, ist zum Scheitern verurteilt. Ein solches Naturverständnis ist zudem unhistorisch und übersieht, dass die Vielfalt mitteleuropäischer Biotope, die wir nicht zuletzt als genetische Ressource bewahren wollen, das Ergebnis traditionellen, vorindustriellen Wirtschaftens des Menschen in der Natur sind.

Die Dringlichkeit aber auch Chancen dieser Aufgabe ergeben sich aus der aktuellen Entwicklung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Es gilt als sicher, dass die Landwirtschaft zwischen 10 und 30 Prozent der gegenwärtig genutzten Flächen in einem absehbaren Zeitraum aufgeben werden. Ohne alternative Nutzungs- bzw. Pflegeformen ist eine wenig variable, der Erhaltung von Artenvielfalt wenig förderliche Verwaldung freiwerdender Flächen durch Sukzession zu erwarten. In nicht wenigen Tälern in deutschen Mittelgebirgen hat sich diese Entwicklung bereits vollzogen. Sie bedeutet Abbau biotopischer Vielfalt und Vereinheitlichung durch natürliche Sukzession in Richtung Waldbiotope.

Zukünftige Herausforderungen und Chancen: Die Wachstumsraten des Verkaufs biologisch erzeugter Lebensmittel vor allem in urbanen Ballungsräumen belegen, dass Bereitschaft zum Umsteuern vorhanden ist. Die wachsende Zahl von Bio-Erzeugern im Hamburger Umland ist Ausdruck einer wachsenden rationalen und emotionalen Disposition, das Umsteuern im Umgang mit natürlichen Ressourcen zu unterstützen. Strategische Aufgabe von Naturschutzverbänden muss es daher sein, dieser emotionalen Disposition konkrete Handlungsoptionen für ein naturschützerisches Engagement über Konsumentscheidungen hinaus anzubieten. Unseres Erachtens müssen sie über das Einsammeln von Geld und die Beauftragung von Gewerbeunternehmen hinausgehen, bestimmte Pflegemaßnahmen nach Maßgabe der Naturschutzverbände durchzuführen, wenn der Naturschutz eine hinreichende Antwort auf die zu erwartende Freisetzung von Produktionsflächen der kommerziellen Landwirtschaft finden und vor allem mehr Menschen in diese Aufgabe einbinden will.

Hier fehlt es eindeutig an zukunftsfähigen Pflege- und Bewirtschaftungsmodellen, insbesondere für siedlungs- oder stadtnahe ländliche Räume, in denen personales Engagement für Naturpflege als Freizeitengagement logistisch möglich ist. Solche Modelle müssen eine emotionale Bindung der Förderer ermöglichen, die durch Freizeit- bzw. Erholungswert oder besonders ökologische, aber wirtschaftlich nicht tragfähige Produktion erreicht werden kann. Die Streuobstinitiative des NABU hat in Süddeutschland und NRW bewiesen, dass z.B. Aufpreisvermarktung zur Unterstützung von Naturschutz bei entsprechender Aufklärung gesellschaftliche Akzeptanz finden kann.

Auch im Hamburger Umland gibt es einige Modellversuche, wie die halboffene Weidewirtschaft auf dem Höltigbaum und Schafbeweidung auf den Boberger Dünen. Dort wird jeweils versucht, die Biotoppflege mit extensiven kommerziellen Bewirtschaftungsweisen zu verbinden. Projekte, die ein personales Engagement erlauben und gleichzeitig den Rahmen rein konservierender Eingriffe sprengen und nachhaltige niedrigschwellige Nutzung im Sinne von Freizeitwert oder besonders nachhaltiger biologischer Produktion entweder zum Eigenkonsum oder unmittelbarer Vermarktung[5] anbieten, fehlen weitgehend.

Anlage und Erhaltung von Streuobstwiesen bildet eine siedlungsnahe Option der Biotoperhaltung[6], wenn es gelingt nachhaltige Organisationsformen zu entwickeln, die eine personale Bindung und damit eine Integration in die Gesellschaft sichern. Unser Bemühen um Nachhaltigkeit des Projektes Streuobstwiese im Rodenbeker Quellental versteht sich auch als ein Modellversuch, eine siedlungsnahe Form nachhaltiger agrarräumlicher Nutzung und Biotoppflege zu entwickeln.

Mit diesem Ziel beobachten wir die lokale Vermarktung und Verarbeitung (Obst, Saft und Most) anderer Streuobstwiesenbetreuer im Norden Hamburgs, die über alte z.T. hochproduktive Baumbestände verfügen. Es gilt zu erkunden, ob wenigstens die Materialkosten der Pflege langfristig auf diese Weise erwirtschaftet werden können. So wollen wir in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsgärtner versuchen, die Versaftung und Vermostung unserer Obsterträge in Verbindung mit dem Angebot der direkten Verarbeitung von angeliefertem Obst aus Hausgärten auf kostendeckender privatwirtschaftlicher Basis zu organisieren. Beginn dieses Projektes ist im Jahr 2006, eine Evaluierung haben wir für 2010 vorgesehen.

Unabhängig von den Anlagekosten in den ersten fünfzehn Jahren[7], die sich bei Streuobstwiesen nicht erwirtschaften lassen, ist erheblicher Arbeitseinsatz (mit freilich hohem Erholungs- und Freizeitwert) notwendig. Ob sich die erforderlichen Sachaufwendungen nach diesem Zeitraum tatsächlich erwirtschaften lassen, konnte in diesem Projekt noch nicht ermittelt werden. Einiges spricht jedoch dafür.

Den notwendigen unentgeltlichen Arbeitsleistungen in erheblichem Umfang stehen Eigenkonsum ökologisch produzierter Früchte, der Freizeit- und Erholungswert der Mitarbeit in einem solchen Projekt und die ideelle und emotionale Befriedigung, sich mit einem dynamischen Biotop zu identifizieren, gegenüber. Es müsste möglich sein, für derartige Projekte seitens des NABU oder anderer Verbände personales Engagement einzuwerben und die Aneignung der notwendigen Kenntnisse anzubieten.

Fußnoten:

[1] Bei den Apfelbäumen sind 11 Sorten in der berühmten Regionalliste von Loewel(1941) aufgeführt, weitere drei Sorten sind Neuzüchtungen für Streuobst der Obstbauversuchsanstalten in Jork und Dresden-Pillnitz.

[2] Bislang ist die Mahd ohne Maschineneinsatz mit der Sense über drei Monate von Juli bis September verteilt erfolgt. Dieses Vorgehen erlaubt Rücksichtnahme auf Anforderungen bestimmter Pflanzen, insbesondere was den Zeitpunkt des Aussamens anbetrifft, aber auch auf Insekten und deren eventuelle Eiablagen. Ameisenhaufen werden nicht zerstört, Nester von Zwergmäusen konnten in verschiedenen Jahren gesichert werden, dadurch dass die entsprechende Fläche nicht gemäht wurde. Etwa zehn Prozent der Fläche werden jährlich wechselnd gezielt nicht gemäht.

[3] Die Anlage und Pflege von Baumscheiben verfolgt das Ziel, die Feuchtigkeitskonkurrenz mit Gras zu mindern. Nach sechs bis sortenabhängig zehn Jahren sind Baumscheiben aufgrund der breit ausladenden und tiefen Wurzeln von hochstämmigen Bäumen nicht mehr notwendig. In unserem Falle wurde zeitgleich eine Streuobstwiese in Ammersbek angelegt, bei der keine Baumscheiben frei gehalten wurden. Unsere mit Baumschreiben versehenen Bäume haben inzwischen einen mindestens doppelt so großen Stammumfang.

[4] Bei der Sorte "Peter Lock" handelt es sich um eine alte englische Sorte, die im Jahre 1800 in Devonshire entdeckt wurde. Seit 1922 wird sie die Liste der englischen Apfelsorten der Royal Hortical Society geführt. Sie wurde bei einer Baumschule in Exeter im Feburar 2006 gekauft und als Ersatz für gestohlene Bäume gepflanzt.

[5] Für private Gärten gibt es ein differenziertes Beratungsangebot seitens des NABU und anderer Naturschutzverbände, wie man Artenvielfalt in Fauna und Botanik befördern kann. Es fehlt an Angeboten außer Hause z.B. an Wochenenden oder auch an Urlaubstagen, vorhandene Freizeit in Projekte umzusetzen, zu denen man eine persönliche Beziehung entwickeln kann. Das Konzept von Patenschaften (Bach, Baum, Tiere etc.) ist hierbei sicherlich ein Ansatz, der ausbaufähig ist.

[6] Allerdings können Streuobstwiesen alleine keine hinreichende Nutzung freiwerdender Flächen mit dem Ziel der Erhaltung von Artenvielfalt darstellen. Denn zur Freihaltung von Landschaft und Vermeidung eintöniger Verwaldung ist z.B. offene möglichst ganzjährige Beweidung vorzugsweise durch Schafe und Ziegen ohne Alternative. Selbst wenn es gelingen sollte, eine Beweidung von für den Naturschutz wichtigen Flächen, z.B. durch Tierpatenschaften, zu organisieren, würde es eine aufpreisige Vermarktung der Produkte erfordern. Denn nur so wird die notwendige gesellschaftliche Einbindung solcher Naturschutzstrategien nachhaltig.

[7] Über die seit 1994 von uns aufgewendeten, nicht unerheblichen Geldmittel haben wir Buch geführt und können auf der Grundlage unserer Erfahrungen bei der Einschätzung von Projektkosten für Streuobstwiesen beratend tätig werden.








































































Fotos: T. Bockelmann